Noch nie war der deutsche Leitindex so stabil – und zugleich so fragil. Während der DAX sich erstaunlich unbeeindruckt von geopolitischen Stürmen zeigt, wächst im Hintergrund eine gefährliche Schieflage: Die Kurse steigen, doch die Gewinne stagnieren. Anleger feiern die Rallye, ohne zu bemerken, dass sie längst auf dünnem Eis tanzen.
Bewertungsfantasie statt Gewinnkraft
Seit Anfang 2024 ist der DAX um rund 30 Prozent gestiegen – eine beeindruckende Bilanz. Doch wer die Bilanzzahlen der großen Indexschwergewichte prüft, erkennt schnell: Der Aufschwung basiert kaum auf operativer Stärke. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist von 11 auf 15 geklettert und liegt damit deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt von 13. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) hat sich von 1,3 auf 1,8 aufgebläht – ein Niveau, das in den letzten zwei Jahrzehnten nur selten erreicht wurde.
Kurz gesagt: Die Rallye ist teuer erkauft. Nicht mit echten Ertragssteigerungen, sondern mit Bewertungsaufschlägen. Die Unternehmen verdienen nicht wesentlich mehr – die Anleger sind nur bereit, mehr dafür zu bezahlen. Eine gefährliche Kombination, wenn die Hoffnung die Fundamentaldaten überholt.
Schwindende Dividendenrendite – schlechtes Omen für Einkommensanleger
Noch 2022 lag die gesamte Dividendensumme der DAX-Konzerne bei etwa 52 Milliarden Euro. Seither stagniert sie – und eine Steigerung ist nicht in Sicht. Besonders im Autosektor rechnen Analysten mit Kürzungen. Das Resultat: Die durchschnittliche Dividendenrendite ist auf ein Mehrjahrestief von nur 2,7 Prozent gefallen. Für viele „Income-Investoren“, die sich auf regelmäßige Ausschüttungen verlassen, ist das ein Warnsignal.
Wer heute in den DAX einsteigt, bekommt weniger Ertrag für ein höheres Risiko. Eine bittere Ironie in einem Markt, der jahrelang mit soliden Dividendenpunkten überzeugen konnte.
Stabilität trotz Störfeuer – der trügerische Herbstfrieden
Dabei hat der DAX allen Grund, ins Wanken zu geraten: In den USA lähmt ein politischer Stillstand den Regierungsapparat, der Handelskonflikt mit China flammt immer wieder auf, und die europäische Autoindustrie kämpft mit Produktionsrückgängen. Frankreichs politische Unsicherheit und die schwächelnde Konjunktur in Deutschland setzen der Industrie zu.
Und doch: Der Index notiert weiter in der Nähe seiner Allzeithochs, zeitweise sogar über der Marke von 24.000 Punkten. Analysten sprechen von „Erstaunlicher Widerstandsfähigkeit“, Kritiker von „Sorglosigkeit mit Ansage“. Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen – getragen von Liquidität, Hoffnung und der Erwartung, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen weiter senken wird.
Die gefährliche Rolle der Psychologie
Börsen lieben Geschichten. Und die aktuelle DAX-Story lautet: „Es wird schon alles gut gehen.“ Anleger klammern sich an die Aussicht auf eine weiche Landung der Wirtschaft, auf sinkende Zinsen und steigende Gewinne im kommenden Jahr. Doch Psychologie ersetzt keine Fundamentaldaten. Wenn Erwartungen zu hoch sind, genügt eine Enttäuschung – etwa ein schwächerer Quartalsbericht oder ein geopolitischer Rückschlag –, um die fragile Balance zu kippen.
Die jüngste Erfahrung mit den Tech-Übertreibungen in den USA zeigt: Märkte, die zu lange nur auf Hoffnung laufen, korrigieren irgendwann abrupt.
Licht am Ende des Tunnels: 2026 könnte die Wende bringen
Trotz aller Überhitzung gibt es aber auch positive Perspektiven. Analysten erwarten für 2026 ein Gewinnplus von rund 14 Prozent bei den DAX-Unternehmen. Die EZB hat ihren Zinssenkungszyklus begonnen, und die Bundesregierung fährt eine expansive Finanzpolitik. Wenn diese Impulse greifen, könnte Deutschland nach Jahren der Stagnation wieder Tritt fassen.
Der Export profitiert zudem von einer möglichen Stabilisierung in China und den USA. Vor allem, wenn sich der globale Handelskonflikt entspannt, dürfte die Nachfrage nach deutschen Industriegütern wieder anziehen. Das Fundament für eine echte Wachstumsphase wäre damit gelegt – sofern Unternehmen und Politik die Chance nutzen.
Zwischen Risiko und Chance – was Anleger jetzt tun sollten
Die aktuelle Situation ist ein klassischer Drahtseilakt: Wer zu früh verkauft, verpasst die letzten Prozentpunkte der Rallye. Wer zu spät reagiert, riskiert den Einbruch. Langfristige Anleger sollten jetzt nicht in Panik verfallen, sondern umsichtig agieren:
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Bewertungen prüfen: Aktien mit solider Bilanz und stabiler Ertragslage bevorzugen.
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Diversifizieren: Neben deutschen Titeln auch Märkte mit robusteren Wachstumsraten (z. B. Schweiz oder USA) im Blick behalten.
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Liquidität halten: Ein gewisses Cashpolster erlaubt Flexibilität, wenn es zu Korrekturen kommt.
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Stopps setzen: Gewinne absichern, ohne die Positionen vollständig aufzulösen.
Kurzfristig ist der DAX heiß gelaufen. Mittel- bis langfristig jedoch bleibt er ein attraktiver Markt – vorausgesetzt, Anleger trennen Hoffnung von Realität und setzen auf Qualität statt auf Euphorie.
Dünnes Eis kann tragen – wenn man das Gewicht verteilt
Der DAX steht im Herbst 2025 besser da, als viele erwartet hätten. Doch die glänzende Oberfläche täuscht über Risse im Fundament hinweg. Die Bewertungen sind hoch, die Gewinne dünn, die Unsicherheit groß. Wer jedoch besonnen bleibt, die Risiken kennt und Chancen gezielt nutzt, muss sich nicht fürchten.
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